Party: The Lone Bellow

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The Lone Bellow

Club: Prinzenbar Docks

Upcoming: 4
Date: 17.03.2014 19:00
Address: Spielbudenplatz 19, Hamburg, Germany | show on the map »

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Party: The Lone Bellow

PRINZENBAR
An den Moment, als sich seine Band Lone Bellow (zum Gück) entschloss, eine große Karriere zuzulassen, kann sich Sänger und Hauptsongwriter Zach Williams noch genau erinnern. Es war an einem Morgen im Jahr 2010, so gegen neun. Lone Bellows-Gitarrist und Williams‘ langjähriger Kumpel Brian Elmquist hatte gerade seine Schicht in „Dizzy’s Diner“ in Park Slope, Brooklyn begonnen. Zu jener Zeit trat Zach Williams noch solo auf und brauchte einen Ort, an dem er neue Songs ausprobieren konnte. Für einen aufstrebenden Musiker war das Diner so gut wie jeder andere Proberaum. Er hatte die befreundete Sängerin Kanene Pipkin, die gerade von einem längeren Auslandsaufenthalt aus Peking zurück gekehrt war, gebeten, die beiden in dem Restaurant zu treffen, wo das Trio schließlich gemeinsam musizierte. Doch es war mehr als nur gemeinsames Jammen. Mit einem in der Entstehung befindlichen Repertoire und großen Gemeinschaftsgefühl entstand an jenem Morgen das Trio Lone Bellow. „Nach drei Songs wurde mir klar, dass ich das, was ich gerade mache, sofort aufgeben muss und nur noch Musik mit diesen Menschen machen“, erinnert sich Williams.

Und das tat er dann auch. Das Debütalbum der Band ist geprägt von überschwänglicher Spielfreude und großer Herzlichkeit. Obwohl die Texte einen eher melancholischen Unterton haben, so geraten die Songs zu ausgelassenen Feten als introvertierten Grübeleien, mit anschwellenden, dreistimmigen Harmonien und von der Gruppe gesungen Refrains. Insbesondere die von E-Gitarren getriebenen „The One You Should’ve Let Go“ und „Green Eyes and A Heart of Gold” sind überschwängliche „wir stehen das durch“-Hymnen, die von einer Familie als auch von einer Band handeln könnten. Tatsächlich gibt es eine starke familiäre Atmosphäre bei Lone Bellow, immer wieder taucht in den Songs das Motiv der Zusammengehörigkeit auf.

Ein Gefühl, das sowohl die Basis des Albums auch als Williams’ bisheriger Karriere ist. Zum Songwriting war der aus Georgia stammende Musiker durch eine Beinahe-Tragödie gekommen. Als er noch im Süden der USA lebte, verletzte sich seine Frau bei einem Reitunfall sehr schwer. Die behandelnden Ärzte erklärten Williams anfänglich, dass seine Frau das Krankenhaus nur querschnittsgelähmt wieder verlassen könne. Das medizinische Personal des richtungsweisenden Shepard Centers in Atlanta war jedoch anderer Meinung und nach monatelanger Reha konnte Zachs Frau wieder gehen. Während der ganzen Tortur schrieb Williams seine Gedanken in ein Tagebuch. Sein guter Freund Caleb Clardy, Mitkomponist des Songs „Teach Me To Know”, schlug ihm vor, seine Aufschriebe zu Liedern zu machen. Die Freunde des Paares hatten sich um die beiden geschart, lebten praktisch mit Williams im Wartezimmer und bildeten eine Unterstützergruppe, die er so dringend benötigte. „Das war das erste Mal, dass ich erlebte, dass jemand versucht, die Last des anderen zu tragen“, gibt Williams zu. „Das hat mich sehr bewegt. Ich besuchte Kurse, in denen gezeigt wurde, wie ich meine Frau waschen und füttern kann, und ich versuchte, meine ganzen Ängste, meine Wut und die Taubheit zu verarbeiten. Ich begann damit, meinen Freunden die Tagebuch-Einträge vorzulesen. Ich verfasste sie in einer Art Reimform – das half mir, meine Gedanken zu fokussieren. Caleb sagte: ‚Das sind Songs, Mann! Du musst lernen, Gitarre zu spielen und gleichzeitig zu singen‘.”

Nachdem sie Zeugen eines derartigen Beinahe-Wunders geworden waren, beschloss das neu belebte Paar nach New York zu ziehen und den kreativen Weg mit Ernsthaftigkeit anzugehen. Einige ihrer Freunde mit ähnlicher Motivation taten es ihnen gleich und bildeten gemeinsam eine eng verknüpfte Community in Brooklyn, wo William sein Geld als Solo-Künstler verdiente, ab und zu unterstützt von einer angeheuerten Band. Vor zwei Jahren, im Anschluss an einen Selbstfindungstripp mit seiner Frau, tauchte Williams mit einer Reihe von sehr persönlichen Stücken wieder auf der Bildfläche auf. Die zarten, aber offenen und sehr ehrlichen Geschichten, die von romantischen Zerwürfnissen und hart erkämpfter Erlösung erzählten, wurzelten musikalisch im Country, Folk und Gospel – jenen Genres, die er aus seiner Jugend im Süden der USA kannte. Und dies war auch das Songmaterial, das er mit in das Diner brachte.

Neben dem Kerntrio Williams, Pipkin und dem ebenfalls aus Georgia stammenden Elmquist gehören zur Lone Bellow Studio- und Tourbesetzung mittlerweile Ben Mars am Bass, Brian Murphy an den Keyboards, Matt Knapp an der Lap Steel- und E-Gitarre, Jason Pipkin am Banjo und Mandoline und Brian Griffin am Schlagzeug. Nach einem Warm-Up-Gig im Roots Café in Brooklyn erhielt Williams einen Anruf der Grammy-Preisträger The Civil Wars, mit dem sie sich beim Auftritt in der Rockwood Music Hall in der Lower East Side angefreundet hatten. Sie wollten wissen, ob Lone Bellows interessiert seien, in Philadelphia das Vorprogramm zu bestreiten. „Wir probten drei Tage lang ununterbrochen, um das hinzubekommen. Wir fuhren nach Philly und gaben unser erstes, richtiges Konzert als Band“, erinnert sich Williams. „Es war so lebensspendend, jeder Ton, den jeder von uns spielte, besaß eine Aura von Ehrlichkeit, Freundschaft und Verletzlichkeit. Ich hatte das Gefühl, dass wir sofort eine Connection mit den Menschen in Philadelphia hatten, die zuvor noch nie etwas von uns gehört hatten.“

Williams traf Civil Wars-Produzent Charlie Peacock, als Lone Bellow im Bowery Ballroom spielten. Er ging mit ihm zum Rockwood, jenem bescheidene, aber hoch angesehene Konzertvenue, das für ihn längst zur musikalischen Heimat geworden war. „Als Charlie kam, sagte ich: ‘Lass uns einmal um den Block gehen, ich will dir das Venue zeigen‘. Ken Rockwood, der Besitzer war da und sie verstanden sich sofort fantastisch. Charlie ging umher und schnippte in der Nähe der Wände mit den Fingern, sah sich die Glasfenster vorne im großen Raum an und meinte dann: ‚Ihr solltet eure Platte hier aufnehmen‘. Ken überließ uns den Raum für drei Tage und Nächte. Wir lebten dort. Mit der achtköpfigen Band nahmen wir zwölf Songs auf und Charlie machte daraus auf magischen Art und Weise etwas, dass es sich lohnt, anzuhören. Dieses Erlebnis werde ich nie vergessen.“

Peacock gelang es, den Spirit und den Sound jedes Einzelnen einzufangen, in den selbstbewusstesten und in den verletzlichsten Momenten. Ihre Aufnahme von „Teach Me To Know“, ein ansteckender Folk/Gospel-Mitsing-Song, war laut Williams das Nebenprodukt eines spätabendlichen Zechgelages. „Wir hatten zehn Songs im Kasten, ich war erschöpft, meine Stimme war komplett weg, es war ca. ein Uhr nachts und es fing zu schütten an. Unser Pianist Brian rannte nach draußen und legte sich auf den Gehweg. Also rannten wir auch alle hinaus. Zwei Bandmitglieder fingen an zu tanzen und der Rest von uns zog sich die Hemden aus und rannte in der Allen Street umher. Es war ein sehr schöner Moment. Und während wir draußen Dummheiten machten, baute Charlie drinnen die Mikrophone völlig anders auf. Als wir patschnass wieder hineinkamen, sagte er, wir würden jetzt sofort ‚Teach Me To Know‘ aufnehmen. Und das taten wir. Und so kam der Song auf das Album. Es ging in erster Linie darum, den Moment einzufangen. Wir spielten nicht einfach zu einem ‘Klick’. Es war einfach nur wundervoll. Als wenn die Stadt durch die Fenster in die Aufnahmen hineinfließen würde.”

Anschließend versammelten sich Zach Williams, Kanene Pipkin und Brian Elmquist bei Peacock in Nashville, um Overdubs zu machen und mit einigen zusätzlichen Musikern einige Kleinigkeiten einzuspielen. Das Art House, eine verlassene, alte Kirche auf einem kleinen Stück Land, die er umgebaut hatte, erwies sich dabei als ebenso passend zur Stimmung und dem Vibe der Band wie das Rockwood. Die Ergebnisse ihrer Arbeit, das Lone Bellow-Debütalbum, sind ernsthaft, inspirierend und machen großen Spaß. Jeder, der die Musik hört – und zwangsläufig schon recht bald mitsingt und -stampft - wird sich sehr schnell auch als Teil der Familie fühlen.

Invited: Caren Rosenheinrich, Ernst Haft, Club Gigs, Patric Schneider, Wasgehtheuteab Inberlin